Texte vom Oberndorfer Karfreitag 2017

Unser Weg: Allein, in Schuld

Klage und Kyrie: Improperien – dazwischen „erhöre uns Herr“
Improperien I

Menschen stehen unter dem Kreuz. Gott fragt: Was habe ich dir getan, dass du gegen mich handelst?
So spricht er zu uns durch den Propheten Micha:
Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!
Habe ich dich doch aus Ägyptenland geführt und aus der Knechtschaft erlöst und vor dir her gesandt Mose, Aaron und Mirjam. Mein Volk, denke doch daran, damit ihr erkennt, wie der Herr euch alles Gute getan hat. O mein Volk!

Improperien II

So fragt uns Gott:
Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!
Habe ich dich doch befreit aus der Knechtschaft des Todes, damit du lebst. Doch du tust Werke des Todes, zerstörst und vernichtest.
Habe ich doch Christus zu dir gesandt und dich aus der Sünde erlöst. Doch du kreuzigst ihn täglich mit dem, was du tust.
O mein Volk!

Improperien III

Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!
Habe ich dich doch mit meinem Worte gespeist und mit lebendigem Wasser erquickt. Doch dich kümmert wenig, was ich zu dir spreche.
Habe ich dir doch gesagt, was gut ist, und was ich von dir will. Doch du handelst nach deinem Gutdünken. Mein Volk, dankst du so dem Herrn, deinem Gott?
O mein Volk!

57 Erhöre uns Herr

Verwandle uns

Was haben wir dir getan, Gott?
Womit haben wir dich beschwert?
Womit haben wir deine harschen Worte verdient?
Versuchen wir nicht ständig, deinem Willen zu folgen?
Versuchen wir nicht, ein gutes Leben zu führen?

Doch unsere Möglichkeiten sind begrenzt, Gott.
Unsre ganze Ohnmacht erkennen wir
und können doch nichts tun.

Wir sehen, wie die Welt dem Abgrund entgegenrauscht,
sehen den Terror
sehen den Krieg am Horizont
sehen Hunger, Angst und Not
sehen das Leiden von Millionen
und können nichts tun.

Nichts, Gott.
Wir sind nichts.
Wir sehnen uns nach mehr.
Nach einer anderen Welt.

Doch wenn einer kommt
und von der unbedingten Liebe redet
und von der Freiheit in dir, Gott,
dann kriegen wir Angst.
Dann schlagen wir ihn ans Kreuz.

Unsre Ohnmacht, unsre Sehnsucht:
alles bringen wir vor dich.
Verwandle uns, Gott.

23 Meine engen Grenzen

Wo bist du, Gott?

Gott.
Kann ich dich überhaupt so anreden?
Bist du da?
Gibt es dich, Gott?

An manchen Tagen ist das so klar, so leuchtend, so selbstverständlich.
Und dann wieder
weiß ich nicht mehr weiter.

An manchen Tagen
finde ich den Weg nicht mehr
fühl ich mich allein,
ganz allein.

Keiner da.
Kein Gott.
Kein Freund.
Kein Weg, der weiterführt.

Und du? Wo bist du?
Soll ich vielleicht schreien:
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Warum tust du denn nichts?
Siehst du denn nicht das ganze Elend?
Die Kriege.
Den Hass.
Die hungernden Kinder.
Die Menschen auf der Flucht.
Die unheilbar Kranken.
Mich und meine Nöte.
Gott, mein Gott, warum hast du diese Welt verlassen?

Du schweigst.
Du schaust weg.
Du bist doch gar nicht da.

Ich suche dich, Gott.
Zweifelnd, tastend, voller Fragen.

Wo?

Wer?

Warum?

62 Es muss doch (Kyrie)

Gottes Weg zu uns

Scheitern

Am Boden.
Schon wieder.
Der Himmel weit, weit entfernt.

Erdenmensch bin ich.
Rapple mich auf, gehe weiter.
Blicke nach oben, zaghaft.
Woher kommt mir Hilfe?

Du bist der Herr
über Zeit und Ewigkeit.

Halte mein Leben
mein Streben
mein Scheitern
meine Erfolge
in deiner Hand.

39 Du Herr über die Zeit

Sehnen

Zwischen Himmel und Erde leben wir.
Noch Teil dieser Welt.
Verbunden mit allem, was lebt, liebt, leidet.

Schon Teil des Himmels
verbunden mit dir.

Wir sehnen uns
nach Frieden, Liebe, Gerechtigkeit
Wir sehnen uns
nach dir, oh Gott.

Zwischen Himmel und Erde leben wir.
Noch Teil dieser Welt.
Doch himmelwärts.

37 Da wohnt ein Sehnen

Lesung: Kreuzigung Mt 27, 31-37

Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. 32 Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug. 33 Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, 34 gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er's schmeckte, wollte er nicht trinken. 35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum. 36 Und sie saßen da und bewachten ihn. 37 Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.

64 Zwischen Himmel und Erde

Jesu Weg ans Kreuz

Lesung: Kreuzigung Mt 27, 38-50

38 Da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. 39 Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe 40 und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! 41 Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: 42 Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. 43 Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. 44 Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. 45 Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 47 Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. 48 Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. 49 Die andern aber sprachen: Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihm helfe! 50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

63 Were you there

Zwischen Himmel und Erde

Zwischen Himmel und Erde hängst du dort
ganz unten bist du, Jesus,
verurteilt, geschlagen, geschmäht, getötet,
von allen verlassen.

Hast geschrien, doch keiner kam.
Bist gestorben als Verbrecher
ganz unten

und doch zeigst du uns
den Weg zu Gott

zwischen Himmel und Erde hängst du dort
bist uns Wegweiser.
Bist uns Hoffnung.
In dir allein
liegt unsere Hoffnung.

5 In Christ alone

Gott ist mit auf dem Weg: Abendmahl

dabei:

25 Schritte auf dem Weg

4 Fix you

46 Ich lebe mein Leben

31 Wo ich auch stehe

Gebet

Segen

51 Weitergehn

Zugabe 19 „Du Gott der vielen tausend Wege“

Konzept: Heiko Kuschel
Texte: Heiko Kuschel, außer:
Improperien: Liturgie
Bibelstellen: Lutherbibel 2017