Der schlauste Mann der Welt

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Ich bin ein großer Fan von Andreas Eschbach und habe in der letzten Zeit sehr viele Bücher von ihm gelesen (unter anderem "Eines Menschen Flügel", das mich wirklich sehr fasziniert hat).

So habe ich dieses Buch unbesehen gekauft. Und selbst nach dem Lesen bin ich unsicher, wie ich es bewerten soll.
Die Idee ist wirklich hervorragend: Ein Mann kommt - auf eine wirklich skurrile Art - zu einer Menge Geld und beschließt, dass das reicht, um jeden Tag seines Lebens in Luxus zu leben. Nun aber steht sein Tod kurz bevor und er beschließt, so etwas wie seine Memoiren zu schreiben. Eine Art ausufernder Abschiedsbrief an eine Welt, mit der er eigentlich Zeit seines Lebens wenig zu tun haben wollte.

Auch diese Memoiren sind von Eschbach erzähltechnisch sehr gut umgesetzt. Der Stil entspricht dem eines Menschen, der es eben nicht so gewohnt ist zu schreiben und seine Erinnerungen zu strukturieren.

Nur: In den Memoiren eines Lebens, in dem nicht viel passierte, passiert halt auch nicht viel. Doch, schon einiges. Die Sache, wie er zu Geld kam. Ein paar Begegnungen, die ihn zwischendurch doch mal von seiner "Nichtstun-Strategie" abbrachten. Menschliche Enttäuschungen und finanzielle Bedrohungen. Aber alles irgendwie gedämpft durch den zeitlichen Abstand, in dem es zu Papier gebracht wird. Jemand erzählt ein paar Anekdoten aus seinem Leben. Eher nebenbei entsteht ein Verständnis dafür, wie dieses Leben so wurde, wie es nun ist, und warum es unausweichlich auf sein Ende zusteuert: Die letzten zehn Tage im Leben des Jens Leunich, schlauster - oder faulster - Mann der Welt.

Trotzdem - die Spannung, die Eschbach in seinen anderen Büchern oft so hervorragend aufbauen kann, fehlte mir hier, in einem Buch, das auf ein gelebtes Leben zurückblickt. Der gewollt assoziative Erzählstil nervte mich manchmal. Beinahe hätte ich das Buch zur Seite gelegt, aber irgendwie wollte ich doch wissen, wie es weitergeht. Schließlich soll ja, wie angekündigt, nach zehn Tagen Ende sein.

Und trotzdem hat mich Eschbach mit dem Schluss des Buches noch überrrascht. Ich hatte mir ungefähr drei mögliche Enden zurechtgelegt - doch was tatsächlich auf den letzten Seiten geschieht, hatte ich definitiv überhaupt nicht auf dem Schirm. Dabei ist es auch im Buch gut vorbereitet, ohne dass ich es gemerkt hätte. Da ist er wieder, der kreative Eschbach, der gerne um die Ecke denkt.

Irgendwas zwischen zwei und fünf Punkten - ich nehme mal drei und finde das Buch auf seine ganz eigene Weise doch sehr lesenswert.

Kuschelpunkte

Buchinformationen

Eschbach, Andreas: Der schlauste Mann der Welt. Hardcover, 224 Seiten, Lübbe 2023, ISBN 9-783-7857-2849-9, 22,- € (E-Book 18,99 €)