Offener Brief an die ARD: Sprüche klopfen statt Klima vor acht

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Logo der Inititative "Klima vor acht"

Sehr geehrte Frau Strobl, sehr geehrter Herr Buhrow, sehr geehrte Damen und Herren der Programmdirektion der ARD und weitere Verantwortliche,

vorweg: Ich bin wirklich sehr froh, dass wir den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk haben, und zahle dafür gerne meine Rundfunkgebühren. Gerade im Bereich Bildung und auch für Kinder haben Sie wirklich hervorragende Formate entwickelt. Vieles hebt sich wohltuend ab von den Sendungen, die ich im Privatfernsehen immer wieder erlebe.

Sicherlich ist Ihnen nicht entgangen, dass eine Intitiative „Klima vor acht“ schon seit langem einen wesentlichen Beitrag der ARD zur Klimaberichterstattung fordert.

Während Themen wie „Börse“ einen selbstverständlichen Platz in dieser gut beachteten Viertelstunde vor der Tagesschau haben, ist die sich abzeichnende Klimakatastrophe, das Zukunftsthema der gesamten Menschheit, hier völlig unterrepräsentiert. Dabei gäbe es kaum etwas wichtigeres, als bei Klimafragen mit seriös recherchiertem Wissen Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und mögliche Lösungswege aufzuzeigen.

Ihrem vielzitierten Bildungsauftrag werden Sie damit leider nicht einmal ansatzweise gerecht. Ich kann nicht verstehen warum – höchstens vermuten, dass Sie die Auseinandersetzung mit „Klimaquerdenkern“ und rechtsradikalen Parteien scheuen, die einerseits den menschengemachten Klimawandel leugnen und andererseits den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk abschaffen oder zumindest in seiner Freiheit beschneiden wollen.

Dass Sie aber einerseits bei „Klima vor acht“ derart zögerlich agieren, dann aber ein locker-leichtes Format „Sprüche vor acht“ einführen wollen, als gäbe es nichts Wichtigeres, erschüttert mich. Natürlich ist auch das irgendwie Bildung. Meinen Kindern – spätestens meinen Enkeln – wird es aber irgendwann egal sein, was „jemandem aufs Dach steigen“ früher mal bedeutete, wenn es in nicht allzu ferner Zukunft bedeuten wird, sich vor der nächsten Überflutung auf ein Hausdach zu retten. Auch der von Ihnen angekündigte „Klima- und Nachhaltigkeitsschwerpunkt“ im Sommer 2021 ist deutlich zu wenig und zu mutlos als Reaktion auf die umfassende Bedrohung, der wir uns stellen müssen.

Vielleicht ist dann doch das Privatfernsehen die bessere Lösung. RTL ist dran am Thema. Ich bedaure es sehr, dass von Ihnen nicht mehr Engagement kommt, und hoffe, dass Sie Ihre Position noch ändern werden.

Mit freundlichen Grüßen
Heiko Kuschel


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München, 31. Mai 2021

Sehr geehrter Herr Kuschel,

wir bedanken uns für Ihren Brief und dem damit verbundenen Interesse an unserem Programm.

Das Format „Sprüche vor acht" ist seit langem geplant. Es ersetzt in der Sommerpause der Fußball-Bundesliga am Freitag das Format „Sportschau vor acht".

Mit den Aktivist*innen der Initiative „Klima vor acht" ist ARD-Programmdirektorin Christine Strobl bereits seit längerem in einem guten, konstruktiven Austausch, um deren Beweggründe und Interessen zu erfahren.

Unabhängig davon sind wir in der ARD dabei, Klimaschutz am Vorabend im Ersten noch stärker zu thematisieren: Bereits ab Ende Juni werden die beiden Formate „Wissen vor acht — Natur" und „Wissen vor acht — Zukunft" immer montags und dienstags um 19:45 Uhr den Fokus auf Klimawandel und Nachhaltigkeit legen. Zehn der Folgen sind in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftler*innen auf diesem Gebiet entstanden. Diese Zusammenarbeit soll über den Sommer hinaus fortgesetzt werden. Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen bei „Wissen vor acht" kontinuierlich behandelt werden. Zudem wird in der Rubrik „Klima" bei „Wetter vor acht" künftig regelmäßig über aktuelle Geschehnisse des Klimawandels berichtet.

Weitere Überlegungen zur Neugestaltung von „Wissen vor acht" werden auch im Hinblick auf die ARD Mediathek derzeit diskutiert. Daneben gibt es viele weitere Ideen, Klimawandel und Nachhaltigkeit nicht nur in unseren Regelsendungen, sondern auch inunterschiedlichen neuen Formaten für Das Erste und die ARD-Mediathek zu vertiefen und dieses für uns wichtige Themenfeld damit kontinuierlich zu beleuchten. Bereits jetzt sind unter dem Suchwort "Kiimawandel" in der ARD-Mediathek sehr umfassende und vielfältige Angebote zu finden.

Wir hoffen, dass wir Ihnen behilflich sein konnten und, dass wir Sie weiterhin zu unserem Stammpublikum zählen dürfen.

Mit freundlichen Grüßen

Helen Röver

Zuschauerredaktion Das Erste